ZWERG NASE ist eine spannende musikalische Lesung des berühmten Märchens von Wilhelm Hauff, bei dem ein unkonventionell besetztes Orchester (Krummhorn, Dudelsack, Saxophon, Blockflöte, Zink, Euphonium, Harfe, Perkussion, Streichquintett) mehr als nur begleitet… Es ist eines unserer stärksten und eindrucksvollsten Konzertprogramme! Die ungewöhnliche Kombination der Instrumente (die zu Beginn kurz einzeln vorgestellt werden) ergibt einen besonderen und sehr schönen Orchesterklang; zudem sind Hauffs Text und die sensible Musik, die Dirigent und Erzähler Andreas Peer Kähler eigens für dieses Konzertprogramm komponiert hat, eng miteinander verzahnt: oft improvisieren die Musiker auf Textstichworte hin ganz selbständig, und fast durchgehend ist Musik unterlegt, die den Text kommentiert oder atmosphärisch ausmalt. Auf diese Art ergibt sich eine dramaturgisch dichte Inszenierung des Märchens, welche Kinder wie Erwachsene in ihren Bann zieht und deren Spannung sich erst in der ungewöhnlichen Schlussszene löst.
Nach der überaus erfolgreichen Uraufführung von ZWERG NASE im November 2004 im Rahmen der 15. Berliner Märchentage im Kammermusiksaal der Philharmonie* hat das Kammerorchester Unter den Linden das Programm in sein ständiges Repertoire aufgenommen und spielt es regelmäßig als Familien- oder Schülerkonzert. So haben seit der Premiere an die hundert weitere Aufführungen von Zwerg Nase in den unterschiedlichsten Zusammenhängen stattgefunden.
Dauer: ca. 60 min, keine Pause.
Eignung: in Familienkonzerten ab 5 Jahren, in Schulen für Klasse 1-6.
∗ Ausschnitte aus einer Rezension des Online-Magazins Opernnetz, November 2004:
Wie lass ich in einem Kind die Imagination von Musiktheater erstehen, ohne über die enormen Mittel von Opernhäusern zu verfügen? Das ist eine Frage, die Peer Andreas Kähler und sein Berliner Kammerorchester Unter den Linden immer wieder umzutreiben scheint. (…) Und wie erzeuge ich diese imaginative Eigenbewegung, ohne auf die rasenden Bildsensationen zu setzen, von denen die Bionicles und Yugi-oh!’s der Gegenwart derart prallvoll sind, dass die Vorstellungswelten geradezu restlos präformiert und ausschließlich auf Aggressionspotential gesetzt wird? Sehr voll ist die Musikgeschichte ja nicht mit Komponisten, die sich dessen angenommen haben: der berühmte Peterwolf Prokofjews, manches bei Benjamin Britten, Leopold Mozart noch, dann wird es bereits dünn. Man ist also darauf angewiesen, die Imagination und das Hörverständnis von Kindern vermittels eigener kompositorischer und/oder collagierter Arbeit lockend zu kitzeln. (…)
Es wurde gelauscht. Auch schon deshalb, weil Kählers Ensemble mit eher selten gespielten Instrumenten aufwartete: Neben Streichern, Harfe und Sax gab es auch Krummhorn, Euphonium und das Zink zu hören, auf dem bis ins 19. Jahrhundert die Stadtpfeifer spielten. Außerdem die fidele Hardangerfiedel. So gehen die musikalischen Stilarten denn auch munter durcheinander, mal Renaissance, mal Filmmusik, mal Folklore und mal Elemente des Free Jazz. Die Aufführung verlegt Typologie, bisweilen Stimmung, manchmal die Bewegungsweise der Protagonisten, oft auch ihre märchenhaft einfache Psychologie ins Ensemble. Eben das macht die Betrachtung des in Musik gesetzten Zwergs Nase als Musiktheater für Kinder plausibel. Denn die Vorstellung ist zugleich B ü h n e, selbst wenn die sich nirgendwo anders als in den Hunderten Ganglien der jungen Zuhörer aufbaut. Weil eine der Gänse im Zwerg Nase „Mimi“ heißt, spielt Kähler ironisch auf Puccinis Crisantemi, bzw. La Bohème an – ein kleiner Scherz für Mama und Papa. Vor allem macht er aber auch vor den so genannten Dissonanzen nicht halt. Womit der Bereitschaft ein Fundament gelegt wird, sich auch auf die Schätze der Neuen Musik einzulassen, die Fafner nämlich aus ebenso gutem Grund wie den Quintenzirkel bewacht.